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„Alle Kategorisierungen weglassen“
Am 20. November ist der Internationale Transgender-Tag. Anlässlich dieses Gedenktages fördert die Kampagne „anders und gleich – Nur Respekt Wirkt“ in Trägerschaft der LAG Lesben in NRW e.V. einen Dokumentarfilm über ein Theaterstück zum Thema Transsexualität.
„Trans* - eine Identitätserweiterung“ heißt das Stück, das am 25. Mai 2014 im Theater Münster Uraufführung hatte. Im Fokus stehen die Geschichten von sieben transidenten Menschen und zwei Schauspieler*innen. Regisseurin Carola von Seckendorff recherchierte über drei Jahre zu diesem Projekt, führte Interviews und entwickelte gemeinsam mit den Protagonist*innen die Inszenierung. Anhand biografischer Szenen aus dem Leben der Protagonist*innen wird das Thema Transsexualität in vielen unterschiedlichen Facetten beleuchtet.
Der Besuch einer öffentlichen Toilette, das Ausfüllen eines Formulars, die Umkleidekabine oder ein Flirt kann für transidente Menschen schnell zum Spießrutenlauf werden. Denn hinter allem steht für die meisten immer die Entscheidung: Bin ich ein Mann oder eine Frau? Was aber, wenn sich jemand nicht entscheiden will? Was, wenn ein Mensch sich seinem biologischen Körper nicht zugehörig fühlt? Sprengt das unsere gesellschaftlichen Strukturen oder befreit es uns alle von einengenden Geschlechternormen? Und was ist denn überhaupt Identität, was ist Geschlecht, was ist biologisch, was sozial? – All diese Fragen waren Anlass für Carola von Seckendorff sich mit dem Spektrum Trans* auseinanderzusetzen. „Es fasziniert mich, wenn es mir gelingt, alle Kategorisierungen im Kopf wegzulassen, überhaupt nicht mehr zu denken, was dieser Mensch nun ist, sondern dass mich vielmehr interessiert, was ihn bewegt“, sagt die Regisseurin im Dokumentarfilm.
Der Filmemacher Jens Krause (videovita filmporträts) hat den gesamten Prozess der Entwicklung des Theaterstücks mit der Videokamera begleitet und nebenbei zahlreiche Interviews mit allen Beteiligten geführt. Aus diesem Material entsteht nun ein Film, der im Frühjahr 2015 Premiere im Cinema in Münster haben wird. Außerdem ist die Produktion einer DVD geplant sowie ihn bei mehreren Filmfestivals einzureichen.
„Durch Projekte wie dieses entsteht Sichtbarkeit für ein oft an den Rand gedrängtes Thema“, betont Caroline Frank, Projektleiterin der Kampagne „anders und gleich – Nur Respekt Wirkt“ und beschreibt damit einen wesentlichen Grund für die Förderung. Die Kampagne wiederum wird gefördert vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen. Ministerin Barbara Steffens sprach unlängst in einem Interview mit der „Christ & Welt“ über diese Sichtbarkeit und über das Recht auf Selbstbestimmung: „Wer sind wir, dass wir anderen vorschreiben, wer sie sind, wie sie zu leben und als was sie sich zu fühlen haben?“
Der Internationale Transgender-Tag (Transgender Day of Remembrance) soll an dieses Recht erinnern und auf Transphobie in der Gesellschaft aufmerksam machen. Laut einer Studie zur Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland sehen sich transsexuelle Menschen „multiplen Belastungssituationen“ ausgesetzt. Diese beinhalten nicht nur formale Probleme wie die Änderung von Urkunden und Zeugnissen oder medizinische, wie eventuell gewünschte Geschlechtsanpassungen. Zudem ist es für Transsexuelle oftmals sehr belastend, in einer Gesellschaft zu leben, die nur wenig oder keinen Raum bietet für geschlechtliche Vielfalt. „Trans* – eine Identitätserweiterung“ zeigt Ausschnitte dieser Vielfalt und bietet damit viel Raum für Bewusstseinserweiterung.
Link zum Trailer des Dokumentarfilms: http://vimeo.com/111109586
Informationen zum Filmemacher: www.videovita.de
Weitere Informationen auf: www.andersundgleich-nrw.de
Das Interview in „Christ & Welt“ führte Raoul Löbbert.